Drei Festivals für 2018 geplant - Blumenthal als Kulturstandort
Eintrag von am 12.10.2017
Die Kreativbranche entdeckt den Stadtteil für sich – für 2018 sind drei große Veranstaltungen geplant
Blumenthal. Immer mehr Kulturschaffende entdecken Blumenthal für sich und ihre Projekte. Nachdem bereits das Theater Bremen und das internationale Festival der Straßenkünste La Strada in Bremens nördlichstem Stadtteil zu Gast waren und im kommenden Jahr wiederkommen möchten, planen nun auch die Macher des Freifeld Festivals in Oldenburg ein mehrtägiges Kultur- und Musikfestival auf dem Gelände der ehemaligen Bremer Woll-Kämmerei.
Vieles ist noch von der Bewilligung von Fördergeldern und Absprachen abhängig. Doch wenn alles klappt, werden im Sommer 2018 gleich drei große Kulturveranstaltungen in Blumenthal zu erleben sein. Katharina Wisotzki gehörte zu den Veranstaltern des Freifeld Festivals, das in den Jahren 2013 und 2014 an jeweils einem Wochenende auf dem Areal einer ehemaligen Kaserne in Oldenburg stattfand. Weil das Gelände danach nicht mehr zur Verfügung stand und die Suche nach einem alternativen Veranstaltungsort erfolglos blieb, wurde das Kulturevent für die Folgejahre abgesagt. Die Festival-Macher lösten schließlich auch den Trägerverein auf.
Nun möchte das Team, das aus den unterschiedlichsten Bereichen der Kreativbranche kommt, das Festival-Konzept nach Blumenthal bringen und das Gelände der ehemaligen Bremer Woll-Kämmerei (BWK) ein Wochenende lang mit unterschiedlichen Aktionen, Musik, Literatur, Kunst, Workshops, Film und Theater beleben. "Wir würden die Programmpunkte, die in Oldenburg gut funktioniert haben, gerne auch in Blumenthal umsetzen", sagt Katharina Wisotzki.
Erste Gespräche und einen Vor-Ort-Termin mit Blumenthals Ortsamtsleiter Peter Nowack und Vertretern der Wirtschaftsförderung Bremen als Verwalterin des Areals habe es schon gegeben. "Wir sind ganz begeistert von dem Gelände und halten es für sehr geeignet", betont Wisotzki. Nun müsse allerdings zunächst durch die Wirtschaftsförderung geprüft werden, wann welche Bereiche des Gebietes für ein Festival genutzt werden könnten. Steht das fest, können sich die Veranstalter um die Finanzierung und Organisation der Veranstaltung kümmern.
Aufmerksam geworden sind die Oldenburger Festival-Organisatoren auf das Areal in Bremen-Nord durch die Zwischenzeitzentrale (ZZZ). Die hatte das Gebäude der einstigen Sortierung der Bremer Woll-Kämmerei bereits im Jahr 2012 als Ort für ihr experimentelles Künstlerprojekt „Palast der Produktion“ genutzt. Der ZZZ folgte das Theater Bremen mit seinem mehrtägigen Festival "Auswärtsspiel" in Blumenthal im vergangenen Jahr.
Dabei wurde das leer stehende Ortsamt zum Festivalzentrum, inszenierte Spaziergänge führten an Orte, die die Geschichte Blumenthals und seiner Bewohner repräsentieren, Theaterproduktionen wurden an außergewöhnlichen Orten gezeigt und der Marktplatz als Treffpunkt wiederbelebt. Für das kommende Jahr ist nach Angaben von Festivalleiterin Natalie Driemeyer eine Fortsetzung unter dem Titel "Creating Realities" geplant. Wie groß das Festival 2018 wird, hänge letztlich von der Bewilligung von Fördergeldern durch die Kulturstiftung des Bundes ab. Dass es kommt, stehe aber außer Frage.
Nach dem "Auswärtsspiel" im vergangenen Jahr hatten Natalie Driemeyer und Peter Nowack bereits eine durchweg positive Bilanz gezogen. „Das Festival wurde sehr gut angenommen, nicht nur von Menschen aus Blumenthal, sondern auch aus der Innenstadt", sagte Driemeyer damals. „Die Menschen haben das Festival genutzt, um zusammenzukommen. Und sie haben die Möglichkeit genutzt, verschiedene Dinge anzugucken, die den Stadtteil belebt haben.“
Der Kontakt zu den Blumenthalern, Institutionen und Künstlern vor Ort soll auch in der zweiten Auflage des Theater-Festivals eine große Rolle spielen, betont Driemeyer. "Im vergangenen Jahr hatten wir 40 Kooperationspartner und insgesamt haben sich 400 Blumenthaler beteiligt." Und erneut soll es im kommenden Jahr auch darum gehen, den Zustand des Ortes und die Leerstände im Blumenthaler Zentrum als Chance zu sehen, dort Begegnungen zu ermöglichen, Visionen zu entwickeln und – passend zum Motto "Creating Realities" – neue Realitäten zu kreieren. "Kunst bietet die Möglichkeit, Realitäten zu hinterfragen und einmal ganz anders zu sehen", erläutert die Festivalleiterin.
In Vorbereitung auf das Theater-Festival hat der Regisseur Mirko Borscht im Frühjahr bereits zwei Monate in Blumenthal verbracht. "Er hat zur Geschichte des Ortes recherchiert und sich unter anderem mit Kapitän Dallmann beschäftigt", verrät Natalie Driemeyer. Auf den Spuren des einstigen Kapitäns habe er beispielsweise dessen Haus angeschaut und sich mit dem Thema Kolonialismus auseinandergesetzt. Zudem sei Borscht bereits mit vielen Blumenthalern ins Gespräch gekommen, die ihn in seinem temporären Quartier, einer alten Spielothek im Ortszentrum, besucht hätten. Sein Projekt, das er damit vorbereitet hat, soll Teil des Theater-Festivals werden. Geplant ist "Creating Realities" zunächst einmal für die Wochenenden 15. bis 17. Juni und 22. bis 24. Juni 2018.
Ob das internationale Festival der Straßenkünste La Strada wie im Juni dieses Jahres auch 2018 wieder Halt in Bremen-Nord macht, hängt ebenfalls davon ab, ob die dafür benötigten Fördermittel bewilligt werden. Festivalleiterin Gabriele Koch betont jedoch: "Wir haben auf jeden Fall Lust, wieder aufs BWK-Gelände zu kommen. Es war sehr schön – für uns und auch für die Besucher. Ein Festival, bei dem der Raum von den Künstlern bespielt wird, ist dort auch gut verortet." 25 000 Euro benötigen die Organisatoren mindestens für die Veranstaltung. "Das ist das Minimum", sagt Gabriele Koch. Zuletzt sei das Geld aus verschiedenen Töpfen gekommen, "auch von Sponsoren". Wenn es den Veranstaltern gelingt, die Summe zusammenzubekommen, feiert das Straßentheater-Programm mit Theater, Kleinkunst, Clownerie, Jonglage, Musik, Puppenspiel und Akrobatik am Wochenende vor den Auftritten in der Stadtmitte in Bremen-Nord Premiere. "Aller Voraussicht nach wären wir dann am 9. Juni in Blumenthal." Vom 14. bis 17. Juni wird das Kultur-Spektakel in der Innenstadt ausgerichtet.
Dafür, dass die drei Kulturveranstaltungen tatsächlich alle nach Blumenthal kommen, setzen sich auch der Beirat und Ortsamtsleiter Peter Nowack ein. Eine Idee sei, die Hälfte der Globalmittel, die der Beirat vergeben kann, im nächsten Jahr für die Kulturförderung im Stadtteil zu verwenden. "Das wären dann immerhin 25 000 Euro", sagt Nowack. Der Beirat habe darüber bereits Gespräche geführt, nun soll das Thema laut Nowack in der nächsten Kulturausschuss-Sitzung behandelt werden. "Dann könnte der Beirat ein Festival beispielsweise mit 5000 Euro bezuschussen. Unsere Erfahrung ist, dass dann auch weitere Sponsoren gewonnen werden können."
„Wir sind ganz begeistert von dem Gelände und halten es für sehr geeignet.“ Katharina Wisotzki
„Wir haben auf jeden Fall Lust, wieder auf das BWK-Gelände zu kommen.“ Gabriele Koch
(c) Bremer Tageszeitungen AG, Weser Kurier, Die Norddeutsche, 09.10.2017
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