MMS OFFSPACE
Mit der Ausstellung von Christian Kölbl, Nora Olearius und Hannah Wolf werden zwei Bremer und eine Leipziger künstlerische Position zusammengebracht, die medial in dieser Präsentation sehr unterschiedlich auftreten. Hannah Wolf bezieht sich in ihrer Arbeit auf das inzwischen abgerissene Istanbuler Opernhaus „Atatürk Kültür Merkezi“, ein Politikum in der Stadt und ein Symbol für die aggressive türkische Innenpolitik. In manchmal sehr direkten, beinahe dokumentarischen Fotografien nähert sie sich feldforscherisch ihrem Thema, das sie jedoch in der überwiegenden Zahl der Bilder auf Metaebenen darstellt und politisch einordnet. Gelegentlich sind ihre Inhalte beiläufig, scheinbare Momentaufnahmen, hinter denen bei näherer Betrachtung die (gesellschafts)politische Dimension lauert. Nora Olearius gibt einen ungewöhnlichen Überblick über die letzten Schaffensjahre. Die überwiegende Zahl ihrer Projekte waren temporäre und ortsspezifische Installationen, nebenbei hat sie jedoch – teils in Bezug zu ihren anderen Arbeiten – kleine Gemälde von Gegenständen geschaffen, fotorealistische Abbildungen von technischen Objekten, die eher auf einen allgemeingültigen ästhetischen Status als auf ihre alltägliche Funktion befragt werden. Ähnlich agiert Christian Kölbl in seinen teils vielschichtigen Installationen, die immer wieder jedoch sehr präzise wiedererkennbare Alltagsgegenstände ihrer eigentlichen Funktionalität enthebt, obwohl sie genauso zu funktionieren scheinen. Für das MMS entwickelt er aus Computerlüftungen Objekte, die nichts lüften als sich selbst und den Umraum, ohne dass es sich um Ventilatoren zur Raumkühlung handelt. Diese Ebene wird in kopierten Bildern der Objekte noch einmal gespiegelt. Es ist eine ebenso abstrakte wie absurde Ebene der Selbstreferenz, die mit dem ästhetischen Transfer der Gegenstände von Nora Olearius und dem Symbolgehalt des abgerissenen Istanbuler Opernhauses bei Hannah Wolf die Frage nach der Möglichkeit der Verschiebung scheinbar eindeutiger Funktionen gemeinsam hat. Ingmar Lähnemann
ein großer Dank geht an Karin und Uwe Hollweg-Stiftung, Hochschule für Künste Bremen, AsTA HFK Bremen, ZZZ - ZwischenZeitZentrale Bremen, und K´ Verein Aktuelle Kunst, Ingmar Lähnemann, Tanja Möwis Keramik, Lilith Paluch, Frederike Lauschke, Manja Herrmann, Jarrid Tschaikowski, Klaus Kiefer, Saskia Kummle und Nils.
Mit freundlichen Grüßen, Rebekka Kronsteiner (Beki) und Francisco Valenca Vaz (Chico) Christian Kölbl, Nora Olearius und Hannah Wolf
Erröffnung MMS OFFSPACE | Ausstellung 1 Freitag 10. Januar 2020, 19 Uhr
Beim Steinern Kreuz 15
28203 Bremen
Öffnungszeiten
Freitag 14 - 18 Uhr
Samstag 14 - 18 Uhr
www.mmsoffspace.com
KONZEPT - DER BEGINN
Francisco Valenca Vaz und Rebekka Kronsteiner studieren, seit 2016 Malerei bei Prof. Stephan Baumkötter an der Hochschule für Künste in Bremen. Sie entwickelten in den letzten Monaten ein Konzept für die Gründung eines temporären Ausstellungsortes in der Stadt Bremen. Ziel ist es, durch Ausstellungen und künstlerische Veranstaltungen einen Offspace als Präsentationsplattform für junge Künstler*innen zu schaffen und damit ein Bewusstsein für einen Ort zu schaffen, welcher als Showroom für innovative Raum- und Kunstkonzepte fungieren kann. Die Ausrichtung der Ausstellungen auf zeitgenössische Künste soll den Zeitgeist der lebenden und arbeitenden Künstler*innen einfangen und wiedergeben. Damit entsteht ein modernes Spiegelbild der vielfältigen Facetten an vor Ort entstehenden Exponaten. Um den Fokus der wechselnden Ausstellungen nicht nur regional, sondern auch überregional zu setzen, sollen abwechselnd lokale Künstler*innen und Kunstschaffende aus anderen Städten den Raum bespielen. Die Möglichkeit des Austausches und des Perspektivwechsels ist daher ein weiterer wichtiger Kerngedanke des Konzepts des MMS – Offspace.
Um dies zu verwirklichen, schlagen F. Vaz und R. Kronsteiner im Rahmen des Projekts ein Programm mit 21 Künstlerinnen und Künstlern vor. Das Projekt soll im Januar 2020 starten und sich über die Dauer von einem Jahr hin aktiv in den Stadtkontext einfügen. Das heißt, es werden 12 verschiedene Positionen gezeigt, welche jeweils einen Ausstellungszeitraum von 3 Wochen zur Verfügung gestellt bekommen. Die zwischen den Ausstellungen liegende Woche soll für den Auf – und Abbau genutzt werden. Um Kunst in einem urban geprägten Kontext einen Platz einzuräumen, und somit eine symbiotische Verbindung zwischen Kunst, Stadt, Alltag und Leerstand zu kreieren, ist die Wahl des Ortes entscheidend. Um ein weites Spektrum der Bildenden Künste zeigen zu können spielt die flexible Nutzung des Raums eine wichtige Rolle. Die Wahl des Ortes im Cotrescarpe 72 basiert daher auf der Idee, einen Zugang zur zeitgenössischen Kunst zu schaffen, welcher genreübergreifend Menschen anspricht, sich dem aktuellen Kunstgeschehen anzunähern. Um unsere Vorstellungen in die Realität umsetzten zu können, hoffen wir auf die Unterstützung der Zwischenzeitzentrale Bremen.
Der Multimedia Messaging Service (MMS) ist eine Weiterentwicklung von SMS (Short Message Service) und bietet die Möglichkeit, mit einem Mobiltelefon multimediale Nachrichten an andere mobile Endgeräte zu schicken. Der Begriff MMS wird als Name des Offspace Rooms aus seinem digitalen Kontext in einen physischen übertragen. Aus digitaler Bilddateienübertragung zwischen zwei technischen Geräten wird die Übertragung real greifbarer Kunstgegenstände von Künstler*innen zum Rezipienten. Dem Offspace Room kommt dabei die Rolle „Service“ zu und wird das Medium, welches als Modul, nur durch Kunstwerk, Künstler und Rezipienten, eine Daseinsberechtigung erhält.
Rebekka Kronsteiner & Francisco Valenca Vaz
Bremen, 04.04.2019
Zeitraum
10.01.2020 - 10.01.2021
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