"Von der Stadt gewünscht"
Eintrag von am 19.07.2010
HEUTE IN BREMEN
"Von der Stadt gewünscht"
taz: Ist es verwerflich, leerstehende Gebäude an Zwischennutzer zu vermitteln?
Michael Ziehl: Prinzipiell nicht. Konkret haben wir eine leerstehende Suchtklinik in städtischem Besitz für den Sommer an die Betreiber eines alternativen Techno-Clubs vermittelt...
...und die fragen sich nun,ob sie dabei zur Imagebildung des Standortes instrumentalisiert werden.
Ja, darum geht es heute Abend. Drei Senatsressorts haben das Zwischennutzungsprojekt befürwortet. Da haben sich die Beteiligten an dem „Neuland"-Projekt gefragt: Unter welchen Prämissen wollen wir überhaupt mit der Stadt kooperieren? An dem Ort selbst, der in einem Industriegebiet liegt, wird man keine Auswirkungen erzeugen. Trotzdem ist man ein Steinchen in der Stadtentwicklungspolitik. Deshalb finde ich es völlig richtig, sich selbstkritisch mit dieser Frage auseinander zu setzen. Tatsächlich wird Kultur ja oft eingesetzt, um Standortentwicklung und Gentrifizierung auszulösen.
Sie haben die Sache eingefädelt. Sehen Sie diese Gefahr auch?
Ich glaube, die Gefahr, dass subkulturelle Akteure als Durchlauferhitzer für Stadtteilaufwertung missbraucht werden, in Bremen kaum besteht.
Warum?
Im Gegensatz zu Hamburg und Berlin ist Bremen eine Stadt mit stagnierendem Wachstum. Gentrifizierungsprozesse, also Verdrängung, wie man sie von dort kennt, gibt es hier
höchstens im Viertel. Deswegen kann man die Diskussion um das Hamburger Gängeviertel oder das Berliner Mediaspree-Projekt kaum importieren.
Vor den lokalen Stadtenwicklungsoffensiven braucht also niemand Angst zu haben?
Es ist gut, wenn man da genau hinschaut. Wir merken aber auch, dass es von der Stadt selbst gewünscht ist, diesen Diskurs zu führen. So lässt sich möglicherweise eine Kooperation zwischen subkulturelle Akteuren entwickeln, die über bloße Imageproduktion hinausgeht. Wie so etwas aussehen kann, darüber wollen wir heute diskutieren.
INTERVIEW: CHRISTIAN JAKOB
19 Uhr, Neuland, Neuenlander Straße 105-107
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