Ein besonderer Ort der Kunst / Das "Haus" der Künstler - die Plantage 9
Eintrag von am 17.05.2011
Was macht eine "Plantage" in Bremen? Und wie kommt es, dass sich dort Kreative befinden?
Gebäude, die leer stehen und weiter instand gehalten werden sollen, können zur Zwischennutzung gemietet werden. Die ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) ist eine Anlaufstelle für EigentümerInnen, welche ihre Flächen für andere NutzerInnen anbieten wollen.
Die ZZZ sucht solche Objekte, vermittelt zwischen EigentümerInnen und Mietern. So sind beide Seiten zufrieden, wenn die Fläche gut genutzt wird und eine geringe Miete für den Nutzer besteht. Eine solche Zwischenzeitnutzung stellt das Projekt "Bricolage/Plantage" dar. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma Domeyer haben sich 26 kreativ tätige Menschen zusammengefunden.
Die Plantage 9 und ihre Anfänge
Seit dem Sommer 2010 haben sich verschiedene Kreative und andere Start-Ups auf dem Gelände und in den Räumen im Sinne von "2nd Hand Spaces" eingerichtet und arbeiten dort an ihren Projekten. Hauptverantwortliche der Ideenplantage sind Daniel Schnier und Oliver Hasemann der ZwischenZeitZentrale Bremen. Die Anmietung des Gebäudes erfolgte durch das AAA Autonome Architektur Atelier, weshalb die Plantage 9 erst unter dem Titel "Bricolage" als Zwischennutzung möglich wurde. Die "Bewohner" der Plantage bestehen aus einer Gruppe von Künstlern, angefangen von Bildhauern bis hin zu Fotografen und Designern. Dort werkeln sie den ganzen Tag lang. Geschlafen wird aber zu Hause. Die Miete hat symbolischen Wert. Die Künstler sind vielmehr für die Pflege und kreative Gestaltung der Räume verantwortlich.
Ein Blick ins künstlerische Arbeitsleben
Caroline Schwarz ist eine von denen, die auf der Plantage 9 arbeitet. In ihrem Atelier, das im Erdgeschoss liegt und viel Licht und Raum für Kreativität bietet, widmet sie sich ihrer Arbeit. Sie modelliert Figuren aus Ton und Stein. Sie ist gern dort, weil sie das Prinzip der gemeinsamen Nutzung gut findet. Neben ihrer Arbeit im Atelier bietet sie Kunstkurse für Schüler an. Regelmäßig finden dort Mitmachaktionen in den Ferien statt. Dort können Kinder in die Kunst des Modellierens, Schleifens und Hämmerns eingeführt werden.
Eine andere Künstlerin, die auf der Plantage ein kleines, nettes Büro im 1. Stock hat, ist Valeska Scholz. Sie ist selbständige Grafikdesignerin und ihr Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf Illustration und Grafik.
"Ich wollte mehr ins Künstlerische gehen", sagt sie und so bewarb sich bei der ZZZ für einen Raum auf der Plantage 9. Am Anfang ihrer Arbeit stünden erstmal Stift und Papier. Die Arbeit einer Grafikdesignerin beginnt nicht unbedingt am PC - das Konzept für die Kunden zu entwickeln, ist erstmal wichtig.
Was ihr an der gemeinschaftlichen Nutzung gefällt, ist der Austausch beim gelegentlichen Essen mit den anderen Künstlern. So entwickelt sich eine Gemeinschaft, das sei besonders beim letzten Tag der offenen Tür im April spür- und erlebbar gewesen. Sie betont, dass aufgrund der heterogenen Gruppe ein "Kreativpool" auf der Plantage entstanden ist.
Für interessantes und abwechslungsreiches Essen sorgt einer der Künstler: Marc Moog Mit seiner "Veganbar" ist er bereits auch außerhalb der Plantage bekannt geworden. Dreimal die Woche ist er auf der Plantage mit seinem Veganmobil und bereitet das Essen zu. Er ist seit zirka fünfzehn Jahren aus ethischer Überzeugung Veganer und hatte den Wunsch, sich an einem "freakigen, interessanten" Ort niederzulassen. Diesen Platz hat er auf der Plantage gefunden. Eine seiner Spezialitäten ist der "Vöner", die vegane Form des Döners. Die "Veganbar" von Moog wird auch für andere Veranstaltungen gebucht. Moogs Vision ist es, in der ehemaligen Kantine ein Kunstcafé´ mit Wohlfühlambiente entstehen zu lassen, wo auch die anderen Künstler sich zeigen können, wie zum Beispiel mit ihrer Kunst. Es soll ein Treffpunkt sein, bei dem "Kunst und Genuss" Hand in Hand gehen.
Die Plantage ist ein lebendiger und sehr kreativ gestalteter Ort. Ob das so bleibt, ist unklar. Die Verträge hinsichtlich der Zwischennutzung sollen in drei Wochen auslaufen. Die Künstler stehen bereits in Verhandlung mit der Stadt, in der es um langfristige Pläne einer Zwischennutzung geht und man einen Gewerbemietvertrag vereinbart.
"Es geht um die Sicherheit der Künstler und ihrer Projekte und um weitere Aspekte der Finanzierung", weist die Grafikdesignerin Valeska Scholz auf die gegenwärtige Lage hin. Möge die Plantage erhalten bleiben, denn Valeska betont auch, dass es schade wäre, wenn Künstler in andere Städte wie Hamburg oder Berlin abwanderten.
Weitere Informationen unter: www.zzz-bremen.de/bricolage-plantage/ und unter http://www.plantage9.de/
Ein Artikel von Lioba Groth, Mitarbeiterín / http://www.Frauenseiten.Bremen.de bei bremen.online GmbH 2011. Fotografie von Plantagist und Fotograf Björn Behrens.
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