ZwischenZeitZentrale Bremen

Zwischennutzer für Ponton gesucht

Eintrag von am 28.03.2011

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Anleger im Wendebecken der Überseestadt wird vom Zoll nicht mehr gebraucht / Gruppe ZZZ sammelt Ideen

Von Volker Junck Bremen. Ab und zu tuckert ein Binnenschiff vorüber. Möwen dösen in den Tag hinein. Es ist ein beschauliches Fleckchen am Wendebecken der Überseestadt. Einsam und verlassen liegt dort auch ein 40 Meter langer Ponton, der früher vom Zoll benutzt wurde und nun auf eine neue Bestimmung wartet.
Im vergangenen Jahr trennte sich der Zoll vom angestammten Anleger und vertäut sein Patrouillenboot seitdem am benachbarten Behördenanleger. Der schwimmende Koloss mit Aufbauten fiel der Wirtschaftsförderung Bremen GmbH (WFB) als Sondervermögen Überseestadt zu und wird seitdem von BremenPorts verwaltet.
Aber was soll mit ihm geschehen? Diese Frage bewegt eine Gruppe junger Leute, die sich zum Projekt ZZZ (ZwischenZeitZentrale) zusammengefunden haben. Es ist ein Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik, das sowohl vom Ressort für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa als auch vom Finanzressort und dem Ressort für Wirtschaft und Häfen getragen wird. Beteiligt ist weiterhin ein Autonomes Architektur Atelier (AAA) um Sarah Oßwald und Michael Ziehl.
Sauna mit Badeschiff
Ideen gibt es einige. Studenten der Hochschule für Künste könnten sich vorstellen, die Räumlichkeiten und den Ponton für künstlerische Aktivitäten herzurichten. Daniel Schnier und Oliver Hasemann vom Projektteam haben Anfragen eines Nürnberger Gastronomen in Richtung eines kleinen Ausflugscafés. Es gibt Interessenten für eine Sauna mit Badeschiff, für sommerliches Wohnen am Wasser, für eine Kinderinsel oder Verleihstation von Bambus-Kanus. Uwe Krebs, bei BremenPorts für Unterhaltung und Verkehrssicherung zuständig: "Denkbar ist alles Mögliche."
Der 40 Meter lange und acht Meter breite Ponton verfügt über Aufbauten mit einer Nutzfläche von 70 Quadratmetern. Neben drei Zimmern gibt es eine kleine Küche und eine Dusche. Strom kommt über ein Kabel von Land. Öltanks für die Heizung und Wassertanks mit Frischwasser sind gefüllt. Krebs: "Die Betriebskosten zur Ver- und Entsorgung (auch der Fäkalientanks) müsste natürlich der Nutzer übernehmen."
Das ist nicht ganz billig, weil dies nur von der Wasserseite her mit einem Spezialschiff möglich ist. Theoretisch könnte man den ganzen Anleger auch an eine nicht so abgelegene Stelle schleppen, doch im Wendebecken gegenüber dem Einkaufscenter Waterfront hat er nun einmal seine Dalben und die Gangway.
Daniel Schnier vom Team ZZZ, das auch den Kontakt zu den Behörden vermittelt und das Genehmigungsverfahren begleitet: "Es gibt einige Hürden zu nehmen. Das wird alles nicht so einfach." So auch bei Fragen zur Sicherheit, da der Ponton keine Umzäunung hat.
Dabei verfügt die Gruppe ZZZ schon über einige Erfahrung mit der Zwischennutzung verwaister Objekte. Etwa beim verlassenen Gebäude eines Unternehmens für Brandschutzanlagen an der Plantage in Findorff, das einer Straße weichen soll. Oder mit Projekten im Güterbahnhof. Für das seit Jahren leer stehende ehemalige Sportamt in der Pauliner Marsch wird für den Sommer eine größere Ausstellung vorbereitet. Desgleichen eine Kunstaktion auf der Brache über dem Hemelinger Tunnel.
Gebaut wurde der Ponton in den 60er- Jahren bei der Bremer Boots- und Schiffswerft BBS Bardenfleth/Berne. Bei der Abnahme durch die Zentrale Schiffs-Untersuchungskommission Mainz im vergangenen Jahr wurden ihm einige geringfügige Mängel, aber ansonsten ein guter Allgemeinzustand bescheinigt. Die Klassifizierung gilt zunächst für fünf Jahre, was somit ein überschaubarer Zeitraum für die Zwischennutzung wäre.
Pressesprecherin Nadja Niestädt von der WFB zum aktuellen Stand: "Wir prüfen derzeit fünf bis zehn Vorschläge auf ihre Machbarkeit." Nutzungsideen, möglichst bis zum Monatsende, an das Projektteam ZZZ unter der Rufnummer 0421/69 58 126 oder mobil unter 0172-51 63 507.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: WESER-KURIER Seite: 13 Datum: 26.03.2011