ZwischenZeitZentrale Bremen

Stadträume neu interpretieren

Eintrag von am 01.10.2012

Z 10 11 12zett 5web

In der aktuellen Diskussion wird die ZwischenZeitZentrale (ZZZ) als Baustein der Unterstützung von Kreativen, als Akteur der Kreativwirtschaft oder auch als Empfänger von Fördermitteln der Kultur- und Kreativwirtschaft genannt. Das Ziel einer Zwischennutzungsagentur wie der ZZZ ist die Vermittlung leer stehender Gebäude und Brachflächen an Nutzerinnen, die für begrenzte Zeit Raumbedarf haben.

Diese Nutzerinnen können aus der Kultur- und Kreativwirtschaft stammen, Bedingung für eine Unterstützung der ZZZ ist dies allerdings nicht. Die ZZZ ist ein Projekt des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen in Zusammenarbeit mit dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, der Senatorin für Finanzen, dem Senator für Kultur, der Wirtschaftsförderung Bremen und der Immobilien Bremen, das von aktiven Zwischennutzern, dem Autonomen Architektur Atelier (AAA), Michael Ziehl aus Hamburg und Sarah Oßwald aus Berlin umgesetzt wird. Um die Verbindung der ZZZ zur Kultur- und Kreativwirtschaft aufzuschlüsseln, ist ein Blick in den Hintergrund des Projektes hilfreich.

Im Sommer 2006 bildete sich das AAA auf Initiative von Daniel Schnier mit Oliver Hasemann und Alexander Kutsch. Gemeinsam initiierten sie aus der Arbeitslosigkeit und aus einem kritischen Blick auf laufende Stadtentwicklungsprozesse Urbane Spaziergänge, auf denen den Besucherinnen neue Perspektiven auf spannende Orte im Stadtraum eröffnet wurden. Über diese Spaziergänge entwickelte sich eine Beziehung zu weiteren Akteuren der (Sub)kulturszene in Bremen, aus denen sich 2007 Projekte wie convertiBRILL, Sproutbau oder move-it!! entwickelten.
Ebenfalls 2007 gab es eine Ausschreibung des Wirtschaftssenators sowie der Wirtschaftsförderung Bremen für eine Zwischennutzungsagentur in der Überseestadt. Diese gab den Impuls, sich auf die Ausschreibung zu bewerben (erfolglos) und sich näher mit dem Themenfeld Zwischennutzung auseinanderzusetzen. Auf der Suche nach einem eigenen Domizil war das ehemalige Zollamt Hansator in den Blick gerückt und für dieses ein Konzept entwickelt worden, das eine Nutzung durch Existenzgründerinnen, Kulturschaffende und Musiker vorsah. Diese Initiative traf 2008 mit Bestrebungen der Stadt und der Hochschule für Künste zusammen, eine Art ›Kreativzentrum‹ zu gründen. Unabhängig davon und in eigener Verantwortung entstand in der Abfertigung Hansator ab 1. Mai 2008 eine Nutzergemeinschaft auf Zwischennutzungsbasis, die Planern, Programmierern, Gestalterinnen, Texterinnen, Doktoranden, Modedesignern und Künstlern einen Arbeitsplatz bot.

Die Abfertigung Hansator wurde zum Vorbild für weitere Zwischennutzungen, wie der Plantage 9, in denen Leerstände durch die Nutzergemeinschaft wieder in Nutzung gebracht werden. Sie bieten relativ günstige und freie Arbeitsbedingungen und haben den Vorteil, dass sie Austausch und gegenseitige Unterstützung erlauben. Mit der Abfertigung als Referenz gelang es dem AAA 2009 mit Michael Ziehl und Sarah Oßwald den Zuschlag für die Umsetzung der ZZZ zu bekommen. In den folgenden drei Jahren wurden verschiedene Projekte - Glasbox, Plantage 9, NEULAND, Sportamt, Palast der Produktion - initiiert und unterstützt. Gemein ist ihnen, dass sie sowohl den leer stehenden Gebäuden als auch den Nutzerinnen eine langfristige Zukunft eröffnen sollen. Diese liegt nicht in monetären Gewinnen, sondern in der Entwicklung langfristiger Nutzungsmodelle der häufig maroden Objekte.
Aus unserer Erfahrung können wir berichten, dass es eine große Nachfrage nach Zwischennutzungsobjekten gibt. Die Ideen sind hierbei ebenso vielfältig wie die Nachfragerinnen. Sie pendeln zwischen kommerziellen und vollkommen unkommerziellen Vorhaben. Von der Kultur- und Kreativwirtschaft sehen sich diese Interessent_innen nur teilweise vertreten, gleichwohl verstehen wir die Vermittlung von bezahlbaren Räumen als eine Grundbedingung für ein reges kulturelles, kreatives, soziales Zusammenleben in unserer Stadt, das wiederum Grundlage für die Entwicklung wirtschaftlicher Standortbedingungen ist. Aus unserer erlernten Profession heraus sehen wir dabei allerdings auch immer den Erhalt und die Neuinterpretation von Stadträumen als nachhaltigen Beitrag zur Stadtentwicklung.

(c) Z Magazin für Stadtkultur, Seite 8, 101112 Herausgeber: Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstr. 51, 28215 Bremen