ZwischenZeitZentrale Bremen

Hafen-Kaserne bietet viel Platz für Kreative Podiumsdiskussion: Osnabrück will von Bremen lernen

Eintrag von am 11.07.2011

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Von Regine Bruns

OSNABRÜCK. „Unsere Stadt muss sich zukunftsfähig aufstellen. Nach dem Zeitalter der Schwerindustrie müssen wir unseren Blick auf neue Entwicklungsbranchenwie die Kreativwirtschaft richten", betonte Oberbürgermeister Boris Pistorius in der Podiumsdiskussion zum Thema Kreativräume in Osnabrück.

Das Referat für Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung hatte in Kooperation mit dem „werk.statt Medienlabor" zu dieser Diskussionsrunde eingeladen, die den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe zum Stadtentwicklungskonzept„Wissen & Kreativität" bildet. Das Interesse war immens. Der improvisierte Veranstaltungsraum in der ehemaligen Winkelhausenkaserne war ausgebucht.

Pistorius zitierte Experteninterviews, wonach Osnabrück zwar Potenzial habe, aber mehr Mut brauche, seinen eigenen Weg zu gehen. Hier seien die Kreativen selbst gefragt, der Rat könne eine Moderatorenrolle übernehmen. In einem Impulsvortrag berichteten Daniel Schnier und Oliver Hasemann von der „ZwischenZeitZentrale" in Bremen über Zwischennutzungen leer stehender Gebäude durch Kreative. Als Mittler zwischen den privaten oder öffentlichen Eigentümern und den Kreativen haben sie unter anderem im ehemaligen Sportamt der Stadt Bremen nach sechsjährigem Leerstand Ateliers für Künstler eingerichtet. Das ehemalige Gewerbegebäude Plantage 9 beherbergt Büros für junge Start-ups und Denkfabriken.
Daniel Schnier betonte, dass die kreativen Zwischennutzer Verantwortung für die Gebäude übernehmen und sorgsam mit den Räumen umgehen. „Erst stießen wir bei der Stadt auf große Skepsis, nun wirbt Bremen sogar mit unseren Kreativquartieren", sagte Oliver Hasemann.
Die Zwischennutzungsprojekte in Bremen werden durch die Wirtschaftsförderung Bremen und die nationale  Stadtentwicklungspolitik finanziert. Im Gegensatz zu Bremen verfügt die Stadt Osnabrück über keine eigenen Flächen, die sie Kreativen überlassen könnte, auch eine Förderung des Bundes gibt es nicht.
„Aber auch in Osnabrück ist in den letzten Jahren schon viel passiert", sagte Moderator Holger Schwettler vom „werk.statt Medienlabor" und sprach damit unter anderem das Gelände am Güterbahnhof und die ehemaligen Scharnhorstkasernen an.
Nicolas Meyer, der mit seinem jungen Unternehmen Onyx composites als erster Mieter in die britischen Kasernen am Westerberg einzog, versteht sich als Pionier auf dem Gelände.
Der Künstler und Kurator Jakob Bartnik berichtete von einem viel beachteten Kunst-Flash-Mob am Güterbahnhof und einer Kunstausstellung im Luftschutzbunker an der Redlingerstraße.
Tim Helbrecht (Helbrecht-Immobilien) ist Besitzer des leer stehenden Bunkers. „Es ist spannend zu beobachten, wie der Bunker mit Leben gefüllt wurde", sagte Helbrecht. „Und die Osnabrücker kennen jetzt den Bunker und verbinden etwas mit diesem Ort."
Im Wöhrl-Gebäude?
Wolf Goertz, Initiator und Miteigentümer des neuen Co-Working-Space in der Georgstraße, kritisierte den Leerstand in Osnabrück und sprach dabei insbesondere das ehemalige Wöhrl-Gebäude am Neumarkt an. „Bis über die Weiternutzung der Immobilien entschieden ist, könnten Kreative die Räumlichkeiten nutzen und damit einen neuen Anziehungspunkt für die Stadt schaffen."
In der Diskussion mit Prof. Stephan Rolfes aus dem Vorstand der Stadtwerke Osnabrück und Andreas Ost, Vorstandsvorsitzender der Kaffee Partner Leasing AG, ging es anschließend um die Nutzung des verlassenen Kasernengeländes am Hafen als Kreativquartier.
Rolfes zeigte sich von der Idee der Zwischennutzungen durch Kreative fasziniert.
„Aber es bräuchte auch in Osnabrück eine Einrichtung wie die „ZwischenZeitZentrale", die juristisch verantwortlich ist und eine Dolmetscherfunktion zwischen Kreativen und Besitzern übernimmt." Andreas Ost sagte, wer sinnvolle Projekte für Zwischennutzungen habe, könne ihn einfach ansprechen.
Prof. Thomas Hofmann, Studiengangsleiter für Industrial Design an der Hochschule Osnabrück, stellte im Rahmen einer Präsentation eine Vision seiner Studenten für die zukünftige Hafengestaltung als Hochschul- und Kreativquartier vor. „Mit einem solchen Kreativraum in Osnabrück könnten wir in Zukunft mehr Absolventen in der Stadt halten. Bislang hat Osnabrück noch wenig Attraktivität für kreative und innovative Unternehmen", erklärte Hofmann.

(c) 2011, Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Regine Bruns, Breiter Gang 10-16/Große Straße 17-19 49074 Osnabrück

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