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Festival wieder am Weserstrand

Eintrag von am 08.03.2017

OA hemelingen

Beirat unterstützt "Komplette Palette" in Hemelingen – Wassersportverein befürchtet Lärm

Hemelingen.
Es soll wieder eine „Komplette Palette“ am Weserstrand in Hemelingen geben. Der Beirat Hemelingen formulierte einen Beschluss, in dem er die Planungen für das Kunstprojekt des Musikers Immo Wischhusen, bekannt als Rapper Flowin ImmO, begrüßt. Zuvor hatte der direkt benachbarte Wassersportverein Hemelingen massive Bedenken vorgebracht.

Den Anfang aber machte Immo Wischhusen, er nutzte die Gelegenheit, auf das vergangene Jahr zurückzublicken und für die „Palette“ zu werben. „Wir hatten im vergangenen Jahr knapp 2000 bis 3000 Gäste auf dem Gelände am Baywatch.“ Das Publikum des für die Besucher kostenlosen und auf Spenden beruhenden Kunstfestivals sei bunt gemischt gewesen und habe von „Menschen, die noch keine Haare haben, bis hin zu Menschen, die keine mehr haben“ gereicht. In diesem Jahr möchte Wischhusen auf dem neuen Gelände – auf der Landspitze zwischen Fuldahafen und Sporthafen Hemelingen – mehr Workshops anbieten und generell die Nutzung intensivieren. „Wir haben dort einen Strand und eine Badewiese, und das Gelände ist weitgehend ungenutzt, ich möchte das bekannter machen.“

Tatsächlich war das Gelände Teil des Projekts „Programm Lebensader Weser“. Auf 650 Metern wurde das Weserufer zwischen Fuldahafen und Krupp-Atlas-See für fast 700 000 Euro renaturiert. In dem Zusammenhang legten die Behörden auch den bis jetzt weitgehend ungenutzten Badestrand mit Liegewiese an.

Schon ab dem ersten April will Immo Wischhusen dort mit der zweiten „Palette“ beginnen. Ende der Saison soll im frühen Herbst sein. Neben Theater, Lesungen und weiteren Kulturveranstaltungen soll es auch Konzerte geben – der wohl größte Streitpunkt für den benachbarten Wassersportverein Hemelingen.

Friedrich "Fietje" Judel vom Wassersportverein fasste die Argumente der Wassersportler zusammen: „Wir haben die Befürchtung, dass dort ständig Rambazamba gemacht wird.“ Gerade erst sei eine Gastronomie beim Verein eingerichtet worden, und man befürchte, dass Gäste fernbleiben. „Die Gaststätte lebt davon, dass dort auf der Terrasse Betrieb ist.“ Er formulierte auch Sicherheitsbedenken: „Wie sollen Feuerwehr und Krankenwagen dort hinkommen?“ Auch gebe es keine Parkplätze. „Und wir sehen das Potenzial, dass durch Betrunkene Boote beschädigt werden. Dieses Konfliktpotenzial sollte vermieden werden.“

Tatsächlich haben sich die Behörden schon seit November mit dem Ansinnen von Immo Wischhusen befasst. Er profitiert mit seinem neuen Antrag ganz eindeutig von den Erfahrungen des Vorjahres. Schon da durfte die „Komplette Palette“ nur unter strengen Auflagen veranstaltet werden. Die Polizei, aber auch die Feuerwehr, hatten zuvor starke Bedenken geäußert. Letztlich wurden diese nicht bestätigt, wie Ralf Bohr (Grüne) betonte. „Wir haben die Erfahrungen vom letzten Jahr und ich habe es mir selbst angeguckt, das war eine sehr gute Sache und hat Impulse für den Stadtteil gebracht.“ Leute hätten den Weg nach Hemelingen gefunden, die sonst nicht in den Stadtteil gekommen wären. „Wir als Grüne sehen das positiv. Die Fläche sollte genutzt und kulturell bespielt werden.“ Die Lärmbelästigung dürfe allerdings nicht in die Wohngebiete reichen.

Ähnliches berichtete Serhat Özel (SPD), der sich als Angler an der Weser ebenfalls ein Bild von dem Projekt gemacht hat. „Da war alles komplett friedlich. Ich finde, das ist eine gute Sache und ich sehe da keine Probleme.“ Hannelore Sengstake (CDU) stellte die Frage nach der Entsorgung und den Kosten. „Wir haben im letzten Jahr Dixie-Toiletten aufstellen lassen, diese wird es auch in diesem Jahr geben.“ Die Kosten sollen erneut über Spenden gedeckt werden, erklärte Immo Wischhusen.

Cemal Kocas vom Verein "Ein Haus für unsere Freundschaft", appellierte an Offenheit für Neues: „Wir sollten dankbar sein, dass die Initiatoren etwas in Hemelingen machen wollen, endlich mal etwas Schönes, was passiert. Wir sollten da keine Berührungsängste haben.“ Das Schlusswort ergriff schließlich Beiratssprecher Uwe Jahn (SPD): „Der Beirat Hemelingen ist ja dafür bekannt, liberal zu sein, von linksliberal zu liberalkonservativ, und wir wollen nicht grundsätzlich etwas verbieten.“ Aber man müsse schauen, wie man die Leute zusammen- und zur Zusammenarbeit bringt. „Ich denke, wir sollten das auf uns zukommen lassen.“ Vielleicht hätten ja auch die Besucher von Kulturveranstaltungen im Anschluss Lust, auf der Terrasse des Wassersportvereins was Schönes zu essen, ergänzte er mit Blick auf die Bedenken der Wassersportler.

Der Beirat stimmte mit einer Gegenstimme für das Vorhaben von Immo Wischhusen, allerdings mit einer Einschränkung für die Veranstalter: Nur in drei Fällen sollen Veranstaltungen über 22 Uhr hinausgehen dürfen.
(c) Weser Kurier, 2017 Bremer Tageszeitungen AG